12 Theoretischer Hintergrund
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Außerdem seien Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer und die Störung
beginne meist in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter (Goodwin et al.
2005).
2.2 Modelle der Entstehung und Aufrechterhaltung von Panikstörung mit
Agoraphobie
Während die Entstehung der Panikstörung zunächst unter rein biologischer Perspek-
tive betrachtet wurde, entwickelten sich ab den sechziger Jahren neue theoretische
Ansätze. Auf die wichtigsten Theorien zur Entstehung und Aufrechterhaltung von
Panikstörung mit Agoraphobie soll in diesem Abschnitt näher eingegangen werden.
Dazu gehören Konditionierungstheorien, kognitive und biopsychologische Theorien.
2.2.1 Konditionierungstheorien
Den einflussreichsten Ansatz zur Entstehung und Behandlung von Angststörungen
stellte lange Zeit die Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer (1960) dar. Bei den beiden
Faktoren handelt es sich um klassische und operante Konditionierung. Dabei wird
davon ausgegangen, dass ein zunächst neutraler Reiz (z.B. Bus) aufgrund eines
traumatischen Ereignisses (z.B. Ohnmacht) zum gelernten Auslöser für Angst wird.
Infolgedessen wird der angstauslösende Reiz vermieden, wodurch die gefürchtete
Panikreaktion ausbleibt und damit die Vermeidung zu einer negativen Verstärkung
der Angst führt (operante Konditionierung). Ähnliche Situationen oder Teile der
ursprünglichen Angstsituation können Mowrer zufolge wiederum panische Angst mit
oder ohne Vermeiden hervorrufen (Generalisierung). Entscheidend für die Ent-
wicklung von Agoraphobie ist demnach nicht so sehr ein bestimmtes Muster von
angstbesetzten Situationen als vielmehr deren negative Bewertung und die sich
daran anschließende Vermeidung.
Nach Margraf und Schneider (2003) steht diese Theorie zwar im Einklang mit vielen
tierexperimentellen Befunden, ist jedoch als Erklärung für klinische Phobien nicht
ausreichend. Ein großer Teil der Phobiker kann sich nicht an traumatische Ereignisse
zu Beginn der Störung erinnern, was nicht verwunderlich ist, da Personen ihr
Verhalten nicht immer korrekt mit den relevanten Reizen in Bezug setzen. Dies
widerspricht jedoch der Hypothese der einfachen klassischen Konditionierung
phobischer Ängste. Die Übertragbarkeit tierexperimenteller Befunde auf den Men-
schen ist zweifelhaft, da die meisten Versuche, Phobien bei Menschen zu konditio-
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