46 Theoretischer Hintergrund
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seien. Diese Kritikpunkte schränken den Interpretationsspielraum dieser Studie stark
ein. Die Autoren schlussfolgern, dass sowohl das vermittelte Rational als auch die
Verwendung von Sicherheitsverhalten eine zentrale Rolle spielen. Sie können jedoch
wie schon bei der vorangegangenen Studie (Salkovskis et al. 1999) nicht sicher
rückschließen, ob die Unterschiede auf die Unterlassung von Sicherheitsverhalten
oder auf die Anwendung des wirksameren Therapierationales zurückzuführen sind.
Insgesamt sei jedoch die Expositionstherapie wirksamer, die auf die mit Panik und
Agoraphobie verbundenen Befürchtungen und Fehlinterpretationen des Patienten
eingehe und diese gezielt widerlege.
In einer Studie von Clark et al. (1994) wurden 64 Patienten mit Panikstörung drei ver-
schiedenen Behandlungsbedingungen randomisiert zugeteilt. Einem Teil der
Patienten wurde vermittelt, dass ihr Körper aufgrund von Stressoren hypersensitiv
reagiere und dadurch das innere Alarmsystem aktiviere, welches in Panikattacken
münde. Deshalb müssten sie lernen, sich in kritischen Situationen mit Hilfe der
Applied Relaxation Technik von Öst (1987) zu entspannen. Diese wurde in
modifizierter Form vermittelt. In einer weiteren Bedingung erhielten Patienten die Er-
klärung, dass ihr neurochemisches Transmittersystem gestört sei, was zu einer
Hypersensitivität des körpereigenen Alarmsystems führe und somit Panikattacken
auslöse. Dies müsse mit Hilfe eines angstreduzierenden Antidepressivums
(Imipramin) reguliert werden. Der dritten Behandlungsgruppe wurde ein kognitives
Therapierational zur Erklärung ihrer Panikattacken vermittelt. Es sei daher nötig, die
Fehlinterpretationen körperlicher Symptome zu korrigieren. Die Patienten wurden
ermutigt, mit Hilfe von interozeptiven Übungen und selbstinstruierten angst-
machenden Gedanken ihre Befürchtungen zu überprüfen. Zugleich wurden sie dazu
angehalten, Sicherheitsverhalten (z.B. sich bei Schwindel an einem feststehenden
Objekt festzuhalten) zu unterlassen, da sie nur so erleben könnten, dass die be-
fürchtete Katastrophe nicht eintritt. Die kognitive Intervention stellte sich, gefolgt von
Imipramin, als konsistent überlegene Methode heraus. Die Entspannungsmethode
war am wenigsten effektiv und zu allen Messzeitpunkten den beiden anderen
Behandlungsbedingungen unterlegen. Die Autoren betonen insbesondere die Lang-
zeitwirkung von kognitiver Verhaltenstherapie. In der Follow-up-Messung nach 15
Monaten zeigten die Panikpatienten in dieser Gruppe signifikant bessere Ergebnisse.
Zudem konnten die zu Behandlungsende mit dem Body Sensation Interpretation
Questionnaire (BSIQ) und dem Agoraphobic Cognition Questionnaire (ACQ)
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